Selbständig werden, das ist der Weg in eine erfolgreiche Zukunft. Conrad Pramböck widerspricht dieser Aussage im Tagblatt-Interview in der Rubrik „Stellenmarkt“ vehement. Was er jedoch ebenfalls klar aussagt ist, dass viele Angestellte mit einer komplett falschen Einstellung ihrer Arbeit nachgehen.

Pramboeck erwähnt in bester marktwärts-Manier, dass ein Angestellter wie ein Selbständiger denken sollte. Konkret heisst das, auch Angestellte sollten sich darüber Gedanken machen, welchen Beitrag sie leisten wollen. Diese Art denken ist, wie die reale Selbständigkeit, nicht selbstverständlich, sie will bewusst erarbeitet sein. Die Entwicklung der Arbeitswelt mit regelmässigen Umstrukturierungen und damit verbundenen Entlassungen führt zu Arbeitsverhältnissen, die zunehmend Anstellungsverhältnisse und Selbständigkeiten miteinander kombinieren. Die Sicherheit des „Broterwerbs“ durch einen lebenslangen Job als Angestellte/r ist Vergangenheit.

Selbständigkeit im Sinne von Kompetenzentwicklung und das Zurverfügungstellung dieser Kompetenz gegen Entgeld wird zunehmen. Technische Errungenschaften wie das Internet unterstützen den Trend. Einzelne oder Kompetenznetzwerke als virtuelle Unternehmen werden zunehmend den Markt bestimmen. Die von Pramböck aufgeführte Tendenz bei Arbeitslosen, die Selbständigkeit als mögliche Zukunft zu fördern ist tatsächlich fragwürdig. Die Belastungen, die sich mit der Selbständigkeit verbinden sind weit höher, als das Argument „sein eigener Chef „ zu sein. Voraussetzung zur Selbständigkeit ist eine Art zu denken, die mit Risiken und Unabwägbarkeiten umgehen kann und sich an Möglichkeiten und nicht bloss an Problemen orientiert.

Die Umgestaltung der Gesellschaft ist in vollem Gange. Arbeitsplatzsicherheit  gehört der Vergangenheit an. Jobs verschwinden; wo Arbeit verschwindet, gilt es neue Möglichkeiten zu entdecken und sich darauf auszurichten. Diese Entwicklung wird unsere Gesellschaft in den kommenden Jahren stark verändern. Handwerkliche Fähigkeiten werden zunehmend wieder gefragt sein, gefragt sein wird jedoch auch zunehmend die unternehmerische Fähigkeit, sein Angebot kompetent zu präsentieren UND auszuführen, sei das als Selbständiger oder als Angstellte/r eines Selbständigen bzw, einer Unternehmung. Von daher wird grundlegendes unternehmerisches Denken von allen Beteiligten gefordert sein. Unternehmerisches Denken heisst denken in Angebot und Nachfrage –marktwärts, wohin sonst?

Quelle St.Galler Tagblatt 25. Februar 2012, Rubrik Stellenanzeigen